Interview mit
On Purpose

verfasst von Miriam Pospiech

Interview

29. Nov 2021

Die On Purpose Kohorte auf dem Tempelhofer Feld

Die ersten Berührungspunkte mit der Idee, unternehmerischen Erfolg zu teilen, hatte Tom in seinem Placement bei Wider Sense GmbH. Die richtigen Kontakte und viele, intensive Gespräche führten zu weiteren Akteur*innen, mit denen gemeinsam aus dem Projekt eine eigenständige Organisation wurde.

So kam es, dass im September 2021 die Stiftung Wirkungsanteil gGmbH von Wider Sense GmbH, Haus des Stiftens gGmbH, dem SEND e.V., Startups.Berlin e.V. sowie Till-Manuel Saur, Kathrin Tegge, Sascha Schubert und Tom Josczok gegründet wurde.

Heute sprechen wir mit On Purpose Fellow Tom über seinen spannenden Weg in die Selbstständigkeit und die Hintergrundkulissen zur Gründung seiner eigenen Organisation.

„Wir sind fest davon überzeugt, dass alle Gründer*innen etwas bewirken wollen.”

Lieber Tom. Im März 2021 hast du nun das On Purpose Programm erfolgreich abgeschlossen und bist weiterhin wertvoller Teil unserer Community! Wenn wir auf die Zeit zurückblicken, als du noch On Purpose Associate warst, erinnern wir uns besonders stark an deinen unglaublichen Antrieb, die Dinge richtig anzupacken! Diesen Drive hast du scheinbar beibehalten, denn du hast jüngst die Stiftung Wirkungsanteil gegründet. In welcher Form hat dich das On Purpose Programm dazu gebracht, diesen Schritt zu gehen?

Entscheidend für diesen Schritt war meine erstes Placement bei Wider Sense GmbH. Hier erfuhr ich zum ersten Mal von der Idee des „Upside Sharings“. Ebenso wichtig ist das Netzwerk, welches ich mir in kürzester Zeit aufbauen konnte. Ich habe viele tolle Menschen kennenlernen dürfen, die mich unterstützt und Türen geöffnet haben.

Um noch einmal auf „Upside Sharing“ zurückzukommen. Ich halte den Ansatz – sprich das Teilen von unternehmerischem Erfolg – für einen wichtigen Baustein im Startup-Ökosystem, um das Bewusstsein für unternehmerische Verantwortung und Engagement zu schärfen und dadurch Social Entrepreneurship zu fördern

 

Was genau ist denn die Idee und Funktion hinter der Stiftung Wirkungsanteil? Und was ist dabei deine persönliche Mission?

Wir sind fest davon überzeugt, dass alle Gründer*innen etwas bewirken wollen. Es fehlt in der Frühphase jedoch oft an Zeit, finanziellen Ressourcen und Zugängen, um eine passende Impact-Strategie zu entwickeln. Genau hier wollen wir mit der Stiftung Wirkungsanteil und unserer einfachen und innovativen Lösung ansetzen.

Diese Lösung nennen wir Pledge: Die Startups überschreiben dabei mindestens 1% ihrer Unternehmensanteile an die Stiftung. Kommt es in ein paar Jahren zum Verkauf oder Börsengang, werden die Erlöse aus den Beteiligungen in soziale und gemeinnützige Zwecke investiert. Die Gründer*innen können dabei selbst entscheiden, wohin die Spenden gehen.

Das erreichbare unternehmerische Engagement im Form der Spende wächst dabei exponentiell mit dem Erfolg des Unternehmens. Mit unserer Lösung schaffen wir einen ersten, unkomplizierten und frühzeitigen Zugang zum Thema der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen.

Darüber hinaus möchten wir eine dynamische, inspirierende und gemeinwohlorientierte Community mit den Gründer*innen und einer ausgewählten Gruppe von Partner*innen schaffen.

Ich persönlich sehe meine Mission dafür weniger als Geschäftsführer, sondern eher als Motivator, Wegbereiter, Netzwerker, um bei der Verwandlung von Unternehmensanteilen zu Wirkungsanteilen zu unterstützen und möglichst viele Startups und Multiplikator*innen auf diese Reise mitzunehmen.

 

Wir sind uns sicher, dass du in dieser Rolle voll und ganz aufgehen wirst! Welche konkreten Inhalte und Ziele wirst du dabei innerhalb deiner Arbeit verfolgen?

Durch den Pledge ermöglichen wir Startups, einen einfachen Einstieg zu wirkungsvollem gesellschaftlichen Engagement und einen effektiven Beitrag zur Lösung von gesellschaftlichen Herausforderungen zu leisten.

Durch einen vertrauensvollen und partnerschaftlichen Umgang, möchte ich die Idee möglichst vielen Gründer*innen zugänglich machen.

 

Auf eurer Webseite zeigt sich, dass euch – ähnlich wie in unserer On Purpose Gemeinschaft – der Aspekt des Community Buildings besonders am Herzen liegt. Wieso ist dieser Aspekt innerhalb deiner Arbeit so wichtig?

Aktive und hochwertige Netzwerke sind ein sehr wertvolles Gut – das habe ich vor allem während meiner Zeit als Associate, aber auch darüber hinaus als Fellow sehr zu schätzen gelernt. Gemeinschaften bieten Inspirationsquellen, fachlichen Austausch, Zugang zu Entscheider*innen, Feedback Loops und vieles mehr. Unsere Community verbindet, dass sich alle Gründer*innen verpflichtet haben, ihren Erfolg zu teilen. Damit fühlt man sich unter Gleichgesinnten und kann so schneller einen vertrauensvollen Austausch erleben.

Die On Purpose Kohorte auf dem Tempelhofer Feld
Die On Purpose Kohorte

Speaking of „vertrauensvoller Austausch“: Eines deiner (beruflichen) Mottos lautet „Lieber mit einer Einladung zur Veränderung bewegen, statt mit Abgrenzung die Veränderung erzwingen wollen“. Welche Rolle spielt diese Einstellung für deine Arbeit?

Diese Einstellung hat sich besonders in meiner Zeit als On Purpose Associate verstärkt. Ich durfte beruflich und privat die Erfahrung machen, welchen Unterschied eine Einladung zu einer Abgrenzung birgt. Jede Meinung beruht auf unterschiedlichen Erfahrungen. Ich glaube, dass wir mehr bewirken können, wenn wir anderen Lebensweisen mit Akzeptanz begegnen und in kleinen Schritten Veränderungen anstoßen. Mithilfe unserer Netzwerke, unseres Engagements und vielseitigen Ideen, können wir neue Brücken bauen und Erfahrungen teilen, statt unzufrieden auf die noch fehlenden Entwicklungen des Marktes zu schauen.

 

 

Wo du gerade vom Brücken bauen sprichst. Warum muss klassisches Unternehmertum und Social Entrepreneurship deiner Meinung nach gemeinsam gedacht werden?

Ich denke, dass beide Teile ihre Berechtigung haben und essentiell sind, für das Startup-Ökosystem. Es gibt immer wieder gute Beispiele für Innovationen, Fortschritt und vor allem strategische Partnerschaften, die an Schnittstellen von Fachgebieten entstehen. Dort können sie die größte Wirkung entfalten. Nur an der Chancengleichheit hapert es allerdings noch – eine Herausforderung, an der unsere Co-Gründer vom SEND e.V. beispielsweise schon arbeiten.

 

 

Apropos Herausforderungen: Was benötigt die weitere Entwicklung der Stiftung noch?

In erster Linie, möchten wir möglichst viele Gründer*innen von unserer Idee begeistern und zum #Anteilhaben motivieren. Dafür suchen wir aktuell nach den passenden Multiplikator*innen und Partner*innen, die mit uns gemeinsam ein starkes, soziales Startup-Ökosystem formen.

Außerdem wollen wir uns mit unserer eigenen zukünftigen Wirkung gezielter auseinandersetzen.

 

 

Und wie soll sich das Projekt (im besten Fall) weiterentwickeln?

Unsere Vision ist es, dass jedes Startup sich seiner gesellschaftlichen Verantwortung bewusst wird. Wir wollen gemeinsam mit Startups ihren unternehmerischen Erfolg zu wirkungsvollem Engagement für eine enkelfähige Gesellschaft verwandeln.

Mein persönlicher Wunsch ist es, dass wir in ein paar Jahren regelmäßig Erlöse in den sozialen Sektor reinvestieren können und eine Debatte über die Positionierung und Verantwortung von Startups für unsere Gesellschaft auslösen.

 

 

Das klingt nach einer super spannenden Zukunftsvision! Lass uns an dieser Stelle noch einmal einen Blick in die Vergangenheit werfen: Gibt es Aspekte innerhalb des Associate Programms, die deinen Arbeitsalltag bis heute prägen?

An erster Stelle steht hier für mich meine Kohorte und die tolle, wertschätzende, immer hilfsbereite Community. Außerdem konnte ich in dem Jahr meine Toolbox an Fertigkeiten, um regelmäßige Zeit für Reflexion und Balance ergänzen. Davon profitiere ich in meiner neuen Rolle und der damit einhergehenden Verantwortung. Dafür bin ich sehr dankbar.

 

 

Das freut uns riesig, zu hören. Wenn du ein Training bei On Purpose Berlin geben würdest, welchen Titel hätte es?

Spontan würde ich es in etwa so nennen: „Brückenbauen für eine enkelfähige Gesellschaft – Durch aktives Netzwerken und strategische Partnerschaften“

 

 

Du sagtest einmal, On Purpose habe dich persönlich darin bestärkt, den Schritt zur Gründung und in die Selbstständigkeit zu gehen. Was würdest du gerne Menschen mit auf den Weg geben, die darüber nachdenken, Teil des On Purpose Programms zu werden?

Irgendwo las ich mal „Find comfort in discomfort“. Seid mutig und vertraut auf euren Instinkt. Die tollsten Dinge entstehen außerhalb der Comfort Zone! Es gibt so vieles zu entdecken; lasst euch darauf ein und probiert es aus …

 

 

Vielen Dank für diese wertvollen Einblicke in deine Arbeit Tom! Wir freuen uns riesig, dass du so viel Mut und Motivation besitzt, um diese spannenden Schritte zu gehen. Wir sind uns sicher, dass wir noch viel von der neu gegründeten Stiftung Wirkungsanteil hören werden und wünschen dir auf deinem weiteren Weg von Herzen alles Gute!

verfasst von Miriam Pospiech

im Original erschienen: hier